Über Gerd Paulicke
„In der Stille der Kunst finden wir Fragen, die unser Verstand nicht begreifen kann. Sie öffnet Türen zu den tiefsten Schichten unserer Seele und berührt uns auf einer Ebene, die in Worte nicht gefasst werden kann.“
Gerd Paulicke
Von fern wie Notausgangsbeleuchtungen wirkende Leuchtkästen, näher betrachtet ikonisch anmutende Motive, wie die unter dem Titel ‚Sammelstelle‘ gezeigte Maria mit dem kleinen Jesuskind oder der Gekreuzigte – Stühle mit leuchtenden Füßen, die sich als Glühbirnen erweisen und die mit dem Stuhl einhergehende Funktionalität des Platznehmens somit ad absurdum führen – ein scheinbar aus dem eigenen Körper weichender Jesus, detailhaft gemalt und als zentrales Werk im Kirchenraum präsentiert.
Dies sind die installativ in den Raum eingefügten und kompositorisch auf das Thema ‚Leben und Tod – Tod und Leben‘ abgestimmten Arbeiten des deutschen Malers und Bildhauers Gerd Paulicke (*1969), die im Rahmen des diesjährigen Projekts ‚Kunst in Kirchen‘ in der katholischen Kirche St. Stephanus in Ober-Wöllstadt zu sehen, zu entdecken, zu erfahren sind.
Mit seinen Arbeiten hinterfragt Gerd Paulicke den Wandel der Zeit und die daraus entstehenden Fragmente menschlicher Existenzen und Weisheiten. Diese aufzuspüren, wahrzunehmen und die daraus resultierenden Relikte zu beleuchten sind zentrale Aspekte seiner Arbeit.
Grenzerfahrung spielt bei den Arbeiten von Gerd Paulicke eine wesentliche Rolle. Dabei verzweigt sich die Thematik in die unterschiedlichsten Bereiche des menschlichen Seins.
Seine Arbeit behandelt Universelles ebenso wie Persönliches. Die Kunsthistorikerin Ana Bambić Kostov schreibt hierzu: „In seinen Skulpturen und Installationen setzt er sich mit Vergänglichkeit, Weisheit, Wissen, Erkenntnis, Identität und seiner persönlichen Erfahrung auseinander. Das Ineinandergreifen von Physischem und Psychischem in seiner Arbeit erzeugt ein Spannungsfeld, das den Blick auf den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Mitreißend und meditativ, laden die Werke den Betrachter ein, über sein eigenes Leben, seine Grenzen und seine Umwelt nachzudenken.
In den letzten Jahren behandelt der Künstler vermehrt sakrale bzw. kirchliche Themen wie ‚Memento Mori‘, ‚Vergänglichkeit‘ oder ‚Schärfe-Unschärfe‘, die auch in seiner Heimat, der Region Basel, ein fester Bestandteil der Kunstgeschichte sind und mit denen Paulicke das menschliche Vergessen sowie die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz untersucht.
Für das Projekt Kunst in Kirchen 2024 entstand das Ölbild „- Blurred Christus-, Hommage an Hans Holbein d.J.“ Das Originalbild “Toter Christus in Grab” von Hans Holbein d.J /1521 befindet sich im Kunstmuseum Basel und ist eine der wichtigsten Arbeiten der Sammlung. Für Gerd Paulicke war dieses Bild, welches er als 12-jähriger Junge bei einem Museumsbesuch für sich entdeckte, ein fundamentaler Impuls, sich mit Kunst auseinanderzusetzten, welcher sich bis heute in seinen Arbeiten verankert.
Die Arbeiten des in Deutschland und der Schweiz lebenden Künstlers Gerd Paulicke waren 2024 in der katholischen Kirche in Ober-Wöllstadt zu sehen.
Seit 2010 ist er mit seiner Arbeit in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland vertreten. Arbeiten befinden sich in Museen sowie öffentlichen Sammlungen.
Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderpreis der Fondatione Silene Giannini Lugano (2020) und dem Erhalt des Kunstpreises der QQTEC Hilden im Rahmen der Ausstellung „Strom“ (2017).
Gerd Paulicke lebt und arbeitet im Raum Lörrach und Basel.
Mehr über den Künstler finden Sie hier.