Heide Weidele in der Evangelischen Kirche in Lißberg

Heide Weidele aus Frankfurt hat für die Kirche in Lißberg eine ungewöhnlich stille Arbeit geschaffen. In die spirituelle Achse der Kirche, die vom Altar, dem darauf stehenden Kreuz Christi und der sich direkt darüber erhebenden Orgel gebildet wird, hat sie fünf Leuchtkästen eingefügt. Zwei stehen unter dem hölzernen Altartisch. In ihnen befinden sich Collagen von stark stilisierten Vulkanen. Zwei weitere stehen links und rechts des Kreuzes auf dem Altartisch mit jeweils einem kurzen biblischen Text. Es handelt sich hierbei zum einen um die Errettung des Volkes Israel in der Wüste , indem Jahwe ihnen nachts gewissermaßen als Navigator in Gestalt einer Feuersäule vorangeht, und zum anderen um das Pfingstwunder, bei dem sich Gott den Anhängern Jesu in Feuerzungen nähert, um ihnen als Inspirator den Mut und die Kraft zur Nachfolge Jesu zu geben. Der größte Leuchtkasten befindet sich schließlich über der Orgel. In ihm ist eine kurze hymnische Ansprache der Sonne aus Goethes Faust zu sehen und mit einigem Bemühen auch zu lesen. Weideles Installation fügt sich harmonisch in das Gesamtbild der Innenarchitektur ein, aber eingeschaltet taucht sie den ganzen Kirchenraum in ein glühendes Orange.

Die sorgfältige Beachtung der Ebenen des Altarraumes, die Textauswahl und der von der Künstlerin gewählte Titel der Arbeit „zwischen den feuern“ können ein Schlüssel für eine erste Annäherung sein:
Die „beiden Feuer“, zwischen denen sich das Leben der Menschen abspielt, sind das Vulkan- und das Sonnenfeuer und sind zunächst naturwissenschaftlich lesbar. Sie sind eingefangen in den Leuchtkästen unter dem Altar und über der Orgel. Ohne die Hitze des Erdkerns und die Energie der Sonne kann es kein Leben geben. Beide aber sind vergänglich wie das Leben selbst, wenn auch in für uns fast unendlichen Zeiträumen. Dazwischen aber erscheint eine Macht, die in dem Feuer wohnt und zugleich über das Feuer gebietet, denn sie verbrennt nicht im Feuer. Und die Sprache, die aus den Feuern spricht, erweist sie als errettenden Navigator und befreienden Inspirator für die Menschen. Zwischen den kosmischen Feuern der Vergänglichkeit erscheint so eine Macht, die die kosmischen Feuer transzendiert.
Vielleicht aber haben Sie ganz andere Vorstellungen und Visionen beim Anblick der Leuchtkästen, wenn Sie die Leuchtkästen „erleuchten“. Lassen Sie sich davon nicht abbringen!

Heide Weidele

Geboren 1944; Studium an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach und an der Städelschule, Frankfurt; arbeitet in Frankfurt

 

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Lißberg

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